Tagebuch

Hier wird einfach unsortiert auftauchen, was mir gerade einfällt. Ein bisschen besser sortiert und mit Bildern versehen werden die anderen Seiten sein. Üblicherweise erscheint natürlich der neuste Eintrag oben. Also immer auch mal weiter unten gucken.

Viel Spaß

 

 


20. Mai 2015, 03:56

New Orleans

Von Houston bis New Orleans sind es knapp 700 Kilometer. Daher schlafe ich in Houston lange aus, buche eines dieser Motels in der Mitte der Strecke und plane, den zweiten angefangenen Reisetag, in den Sümpfen vor der Stadt für eine Bootstour mit Alligatorsichtung zu nutzen.
Da ich durch die Salzwasserkrokodile im Norden Australiens schon einiges gewohnt bin, bin ich gespannt, was die nordamerikanische Verwandschaft bietet. Zunächst einmal ist natürlich alles wesentlich touristischer aufgemacht. Vom Plüschtier bis zum T-Shirt gibt es Alligatorenmerchandising ohne Ende zu erwerben. Da mich so etwas nicht sonderlich interessiert, warte ich einfach bei einer kalten Cola auf meine Tour. Natürlich nicht, ohne mal wieder auf mein Motorrad angesprochen zu werden.
Mit ca. 30 Leuten ist das Boot bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einer kurzen Einführung bei gemächlicher Fahrt fängt der Kaptain an über einen Seitenarm des Mississippi zu rasen. Man sieht ein paar größere Schildkröten und verschiedene Vögel vorbeifliegen. Zum Fotografieren hat man bei dem Tempo kaum eine Chance. Oft werden die Tiere sogar vom Motor oder den Wellen, die das Boot macht, vertrieben. Nach einer Weile hält er an und beginnt Marshmallows ins Wasser zu werfen. Einige Alligatoren werden davon angelockt. Natürlich will er die Tiere auch springen lassen. Dazu spießt er auf einen Stock Würstchen auf. Tatsächlich springen die bis zu drei Meter großen Alligatoren genauso wie ihre größeren südlichen Verwandten aus dem Wasser und schnappen sich im Regelfall den Köder. Ich find es etwas befremdlich, dass gezuckerte und gesalzene Lebensmittel für Menschen genutzt werden. Ich frage nach und mir wird etwas gereizt erklärt, dass die Tiere sogar den Müll von der Straße fressen. Die etwas fragwürdige Show wird noch ein ppar mal gezeigt, bevor wir an eine andere Stelle rasen. Jetzt bewegen wir uns durch engere Fahrwege zwischen Bäumen hindurch. Das Schilf wird überfahren und immer mal wieder ein Baum gerammt. Einen respektvollen Umgang mit der Natur kann ich nicht wirklich erkennen. Im Dickicht erkennt der Bootsführer in einem Baum eine Wolfsspinne, fährt aber so schnell vorbei, dass nur wenige Gäste etwas sehen können. Etwas später sind im Schlamm noch ein paar Wildschweine zu sehen, die sich dort sulen. Nach einer Weile fahren wir mit den bekannten Baum- und Schilfmanövern zurück und werden wieder am Ausgangspunkt abgesetzt.
Ohne den Vergleich zu den unglaublich schönen Touren in Australien, wäre mir wahrscheinlich überhaupt nicht aufgefallen, was hier für ein Unsinn betrieben wird. So bin ich sichtlich enttäuscht und werde komisch angeguckt, weil ich als einziger am Ende nicht applaudiere oder Trinkgeld gebe. Man soll positiv denken. Mir sind immerhin noch mal ein paar schöne Fotos von springenden Panzerechsen gelungen.
In New Orleans komme ich im sehr entspannten India Hostel unter. Das in die Tage gekommene Alternativzentrum sprüht nur so vor Atmosphäre. Mehrere Nachbarhäuser sind über die Jahre zu einem Komplex verwachsen, in dem mindestens 80 Schlafmöglichkeiten zu finden sind. Im Innenhof befinden sich gemütliche Sitzgelegenheiten, eine Mischung aus Bar und Grill, eine Bühne und ein Pool. Am Grill wird Frühstück und Abendessen für einen guten Preis angeboten. Mal wieder einer der Orte, die mich zwingen, bei der Ankunft gleich eine Nacht mehr zu buchen.
New Orleans lebt von seiner permanent spürbaren Musikgeschichte. Überall ist im Vorbeigehen ein Radio mit Jazz zu hören. Oft sitzt irgendwo jemand und spielt einfach vor sich hin. In den Bars und Kneipen der Innenstadt muss man nicht suchen, um ein Konzert zu erleben. Viel kleinere und größere Kunst- und Dekoläden zeigen, dass es in der Stadt viele Menschen karibischen Ursprungs gibt. Die Voodookultur ist direkt greifbar. Hier gibt es keine Sehenswürdigkeiten. Die Stadt, ihre Stimmung und die Musik sind die Attraktion. Beim nachmittäglichen Schlendern durch die engen Gassen fühlt man sich sofort in einen typischen Südstaatenfilm versetzt. Die alten Holzhäuser mit ihren Terassen und verzierten Eisengeländern sehen aus wie eine Filmkulisse. Dabei fällt mir auf, dass ich unbewusst mal wieder am Drehort eines großen Films gelandet bin. Das großartige achte JamesBond Abenteuer „Leben und Sterben lassen“ spielt in der Stadt und den Sümpfen. Außerdem spielt es auch mit den Geschichten des Voodoo. Herrlich.
Nach drei Tagen zieht es mich weg aus der Jazzmetropole. Schließlich gibt es in Memphis und Nashville noch ein paar Steigerungen zu sehen.


19. Mai 2015, 01:04

Houston

In Houston stehen in drei Tagen genau drei Punkte an. Neue Reifen für die Tiger, die Besichtigung des berühmten NASA Space Center und ein Tag Gemütlichkeit.
Da ich an einem Freitag ankomme, muss ich mich wegen der Werkstattzeiten zuerst um die Reifen kümmern. Nachdem ich die letzten Reifen gegen Ende der Neuseelandzeit aufgezogen habe, hatte ich die minimale Hoffnung, es mit denselbigen bis New York zu schaffen. Die Hitze, der grobe Straßenbelag der Route 66 und die etwas weichere Gummimischung, der ein wenig mehr für das Gelände ausgelegten Stollen, machen dies leider nicht möglich. Also gucke ich beim 25 Kilometer entfernten Händler, der sich noch im Stadtgebiet befindet, direkt nach Reifen, die auch den strengen Richtlinien des deutschen TÜVs genügen. So kann ich die kommenden Touren in der Heimat sorgenfrei antreten. Wie üblich muss ich mir die Zeit beim Händler vertreiben. Im umliegenden Industriegebiet sind die Sehenswürdigkeiten rar gesät. Man tauscht sich über Reiseerfahrungen aus, erzählt sich gegenseitig, wie gut die eigenen Motorräder sind und guckt sich in der Auslage an, was es alles für schöne Zusatzprodukte für Motorräder gibt. Nach überraschend langen drei Stunden ist der Fall erledigt. Ein paar Speichen und Schrauben, die verschließen waren, müssen noch zusätzlich ausgetauscht werden, ich lege etwas mehr als 500 Dollar auf den Tisch und bin hoffentlich für den Rest der Tour gut gerüstet.
Am zweiten Tag steht die Sightseeingtour zum NASA Space Center an. Von hier wurden seit dem Ende der 50er Jahre bis heute alle Raumaktivitäten der USA und später auch der Europäer, Russen und Kanadier koordiniert oder zumindest unterstützt. Alles, was man sich im Weltraum vorstellt hat irgendetwas mit diesem Ort zu tun und ist hier dokumentiert. Schon von weitem ist vor dem Besucherzentrum die Boeing 747 mit dem Space Shuttle auf dem Rücken zu sehen. Mit diesem Gespann wurden damals zwar nur Testflüge gestartet, trotzdem ist es sicherlich eines der bekanntesten Bilder, die einem beim Thema Raumfahrt in den Sinn kommen.
Im Austellungsbereich sind viele Modelle der Expeditionen in Originalgröße zu sehen. Leider wirklich nur Modelle. Die Originale treiben als Weltraumschrott in der Statosphäre umher, stehen noch auf dem Mond oder sind zerstört. Die jeweils hergestellten Zweitausgaben sind zu Forschngszwecken in ihre Einzelteile zerlegt. Die Zweitausgaben waren bei den Flügen von großer Bedeutung. Bei der fast fehlgeschlagenen und verfilmten Appollo 13 Mission wurde z.​B. die Panne nachgestellt, am Boden repariert und den Astronauten so ein Werkzeug und die Infos zum Überleben an die Hand gegeben. Anhand einiger Filme kann man sich die Geschichten der Flüge im Lauf der Zeit ansehen. Für Kinder wird an zwei Stellen eine Show geboten, die das Leben im Weltraum bzw. die Forschung im luftleeren Raum darstellt.
Mit einer Bustour wird man über das riesige Gelände gefahren. Da alles in Betrieb ist, darf man nur an drei Stellen aussteigen. Meist wird nur im Vorbeifahren erzählt, was in den über 60 Hallen passiert. Der erste Stop ist im alten Mission Control Center. Der Raum wurde zum historisch wichtigen Ort erklärt und so belassen, wie er bis Mitte der 80er Jahre genutzt wurde. Auf Bildschirmen ist der aktuelle Kontrollraum und der im Bau befindliche für die kommenden Marsmissionen zu sehen. Das Publikum darf sich in dem Raum einen Vortrag anhören, in dem während der Missionen Präsidenten, Könige, Promis und die Familien der Astronauten aufhielten. Dabei erfährt man unter Anderem, dass in dem Raum weniger Computertechnik genutzt wurde, als in den heutigen handelsüblichen Mobiltelefonen. Beim zweiten Stop ist die Werkstatt des Weltraumbahnhofs zu sehen. Hier stehen Imitate der im Betrieb befindlichen Raumfahrzeuge, an denen geschraubt, ausprobiert und geübt wird. Außerdem sind bereits einige Dinge zu sehen, die in den nächsten Jahren auf dem Mars forschen sollen. Insgesamt ein bisschen wie eine Motorradwerkstatt. Nur komplizierter. Der letzte Stop führt in eine Halle in der die Originalhülle der Saturn 5 Rakete liegt. Der Koloß ist mit seinen 110 Metern Länge und einem Durchmesser von über zehn Metern ist unglaublich groß. Bedenkt man, dass lediglich die vergleichsweise winzige Spitze von drei Metern Durchmessern und drei Metern Höhe mit den Astronauten zur Erde zurückkehren sollte, eine unglaubliche Masse an Weltraumschrott.
Natürlich gibt es eine Gedenkstätte für die verstorbenen Astronauten der beiden verunglückten Space Shuttle. Als zur dramatischen Musik eine Gedenkansprache von George Bush eingespielt wird, suche ich nach meinem Taschenwerkzeug, um den Lautsprecher stillzulegen. Im letzten Moment fällt mir ein, dass wir in Texas sind. Die vermutlich einzige Gegend der Welt in welcher der Mann geschätzt wird. Ich ertrage die fünf Minuten und wir kommen ohne Zwischenfälle wieder im Besucherzentrum an.
Nach fünf Stunden Weltraumtourismus setze ich mich wieder auf mein Tigerspaceship und fahre die 50 Kilometer zurück ins Hostel.
Im saubersten Hostel, das mir bisher auf der Reise begegnet ist, spanne ich am nächsten Tag aus. Dabei lerne ich Sebastian aus München kennen. Es stellt sich heraus, dass er wie ich Spaß hat zu kochen. Seine Bolognese Sauce ist über weite Strecken identisch mit der, die ich am Vortag hergestellt habe. Ein Russe, dessen Namen ich natürlich vergessen habe, lästert über die Akribie, die man beim Kochen an den Tag legen kann. Seine Art Nudeln zu kochen, würde jeden Italiener zur Weißglut bringen. Die Spaghetti werden zerbrochen, in das ungesalzene, kalte Wasser geschmissen und zum Schluß auch noch abgeschreckt. Als er bei uns probiert ist er überrascht, was es für Unterschiede geben kann.
Ich plane noch ein wenig die weitere Tour über New Orleans, Memphis, Nashville, die Apalachen und Washington bis New York.

Redakteur

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16. Mai 2015, 04:30

Fahrt Texas

Etwa 350 Kilometer südlich von Albuquerque liegt Roswell. Während der Fahrt überlege ich ständig, woher ich den Ortsnamen kenne. Da mir nichts einfällt, fahre ich einfach mal in den Ort rein. Schon am Ortseingang werde ich erinnert. Es gibt an Burgerläden Hinweisschilder, dass Aliens willkommen sind. Die Straßenlaternen haben die Form eines Alienkopfs. Ein Briefkasten hat das Design von R2D2. Hier ist 1947 tatsächlich ein UFO gelandet. Das Militär hat die Gegend sofort weiträumig abgeriegelt und damit natürlich für Legendbildung gesorgt. Es wurde das Gerücht von einem Wetterballon in Umlauf gebracht. Das hat natürlich niemand geglaubt. Vom Spionageballon bis zum tatsächlich gelandetetn UFO, welches inzwischen im noch mystischeren Hangar 18 untergebracht ist, halten sich seitdem massig Gerüchte.
In der Stadt befindet sich ein UFO Museum, in dem alle Beweise und Dokumente zum Thema zu sehen sind. Mit dem Lesen aller ausgestellten Artikel könnte man hier ein paar Tage verbringen. Ich begnüge mich mit den Bildern, Modellen und den anderen Austellungsstücken.
Anschließend ruft wieder die Straße. Schließlich sind es noch 1000 Kilometer bis Austin. Mit einer Übernachtung in einem dieser typischen nichtssagenden Orte an der Straße wird das erledigt. Die leicht überteuerten Motels, die man überall findet sind zu diesem Zweck ideal. Die Idee, es so wie in Australien und Neuseeland zu machen habe ich mir inzwischen geschenkt. Ich finde einfach keine günstige Möglichkeit, irgendwo auf der Strecke vernünftig zu campen. Entweder bieten komerzielle Anbieter Plätze an, die noch teurer als die Motels sind oder man muss das Risiko des von mir eigentlich geschätzten Wildcampens eingehen. Bei den schießwütigen Amerikanern habe ich davor allerdings mehr Respekt als vor einem ausgewachsenem australischen Salzwasserkrokodil.
Austin ist leider ein Ort, den ich aus meiner Planung zu gunsten des längeren Aufenthalts in Kalifornien streichen musste. So wird die selbsternannte „Welthauptstadt der Livemusik“ nur eine Durchreisestation. Mal wieder ein Ziel für das nächste Mal.
Nach den UFOs in Roswell ist mein Ziel jetzt Houston, in der Hoffnung, dass ich im Weltraumbahnhof kein Problem habe.

Redakteur

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15. Mai 2015, 03:58

Albuquerque

Beim Anblick des Route 66 Hostels beschließe ich direkt, eine Nacht länger in der Heimat des berühmten Kochs Heisenberg zu verweilen. In einem Wohnhaus ist bei absolut familiärer Atmosphäre ein Hostel untergebracht. Für sagenhafte 25 Dollar bekomme ich sogar ein Einzelzimmer. Links des Betts sind in den Raum noch 30 Zentimeter Platz, am Fußende ca. 50 Zentimeter. Der Raum ist nicht lang oder breit, aber hoch. So richtig gemütlich.
Viel mehr als Duschen und ein paar Nudeln kochen geht nach der langen Wüstentour nicht mehr und ich falle direkt ins Bett. Vorher lege ich mir aber noch einen Plan für den nächsten Tag zurecht. Vormittags soll zu Fuß der nahe historische Stadtkern mit einem Klapperschlangenmuseum besichtigt werden. Nachmittags steht natürlich die Besichtigung einiger Drehorte von Breaking Bad an. Nach anfänglicher Skepsis stehen die Stadtväter inzwischen voll und ganz hinter der großartigen Serie und es gibt sogar einige Führungen. Da sich die Hauptdrehorte leicht über das Internet finden lassen, spare ich mir das Geld für die Tour und will einfach zu den Orten fahren.
Der Morgenspaziergang läuft wie geplant. Die Stadt unterscheidet sich erfrischend von den meisten bisher besuchten Städten. Durch ein echtes Wohngebiet mit Einfamilienhäusern geht die Tour los. Man fühlt sich sofort in die Welt von Jessie Pinkman, Walter White und Saul Goodman versetzt. Ein vergleichbares Viertel ist mir bisher in Amerika noch nicht begegnet. Im historischen Ortskern setzt sich das Bild fort. Es gibt einen Ortskern. Das ist für Amrika nicht zwingend üblich. Um einen Platz und die angrenzenden Straßen stehen Häuser, denen man die Nähe zu Mexiko deutlich ansieht. Vor jedem Haus könnte auch ein Mann unter seinem Sombrero sitzen und Siesta halten. Bisher die Stadt, die auf mich am ehesten gewachsen und nicht am Reißbrett skizziert aussieht.
Das Klapperschlangenmuseum mit den angeblich weltweit meisten Schlangen dieser Gattung befindet sich am Rand des Ortskerns. In drei Räumen befinden sich geschätzt 40 Terarien mit ebensovielen Tieren. Umrahmt wird alles von ein wenig Kunst, Infomaterial und Merchandising zum Thema. Mir war bis dahin nicht bewusst, wie viele verschiedene Klapperschlangen es gibt. Noch mehr überrascht mich, dass fast alle Schlangen Fundstücke aus der Stadt sind. D.​h.​, die Tiere werden hier vor den Menschen geschützt, weil diese sie nicht im Wohngebiet haben wollen und umgedreht werden natürlich auch die Menschen vor den tödlichen Bissen geschützt.
Der Nachmittag fällt buchstäblich ins Wasser. Die geplante Drehortetour mit dem Motorrad durch das Stadtgebiet, würde über eine Strecke von 50 Kilometern gehen. Bei dem echt heftigen Regen kompletter Unsinn.
Ich mache mir einen gemütlichen Nachmittag im Hostel, schlendere in einer Regenpause zum Supermarkt und schlendere mit den Einkäufen durch den erneut einsetzenden strömenden Regen zurück.
Für den nächsten Morgen wird aus der Not heraus ein verkürtztes Breaking Bad Sightseeingprogramm durchgezogen, bevor ich Richtung Texas starte. Auf dem Weg liegen Walter Whites Wohnhaus, Saul Goodmans Kanzelei und natürlich Los Pollos Hermanos.
Das Wohnhaus wird inzwischen wieder von Privatleuten bewohnt, die verständlicherweise von dem übertriebenen Fantourismus wenig amüsiert sind. Da gibt es zum Beispiel witzige Menschen, die immer wieder die Szene nachspielen, in der Walter White eine Pizza auf das Dach wirft. Nicht schön, wenn man da wohnt. Die Warnschilder sprechen eine deutliche Sprache und deshalb begnüge ich mich damit, vorbeizufahren. Unweit sind die Außenaufnahmen von Saul Goodmanns Kanzelei gemacht worden. Innnen ist ein Fitnessstudio und lediglich der Name Saul über der Tür erinnert an die Serie.
Anders im Los Pollos Hermannos. Hier wurde für den Dreh ein existierender Burgerladen nur wenig umdekoriert. Außen sieht, die Schilder weggedacht, alles wie im Fernsehen aus. Auch der Innenraum ist nahezu unverändert. Erfreut setze ich mich an den Tisch an dem Walter White stundenlang auf Gustavo Fring wartete, genieße ein Frühstück und begebe mich wieder auf die Tiger um die 1400 Kilometer bis Austin in Angriff zu nehmen.

Redakteur

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14. Mai 2015, 07:14

Arizona; New Mexiko

In Flagstaff wird mir mal wieder bewusst, dass übermäßiges Vorbuchen ein Hemmschuh sein kann. Im Ortskern, wo sich das Hostel befindet, zeigt sich ein echt nettes Städtchen. Ich lerne Katharina aus Berlin kennen. Sie kommt gerade aus Mexiko, wo sie ein paar Monate unterwegs war. Wir unterhalten uns eine Weile über das lange Reisen und kommen beide zu dem Schluß, das es mehr Sinn macht, eine Zeit an Orten zu verweilen. Das ständige Weiterziehen und Sehenswürdigkeiten bzw. Attraktionen abklappern passt gut zu normalen Urlauben. Bei Langzeitreisenden lässt sich das auf Dauer kaum Durchhalten. Einfach mal an einem Ort bleiben und das Leben genießen ist halt ein Luxus, der nur mit viel Zeit funktioniert.
Ich beschließe, das für meine weitere Planung zu beherzigen. Da das Hostel für den nächsten Tag in Phoenix schon gebucht ist, kann ich leider noch nicht sofort damit anfangen, verlängere aber meinen Aufenthalt dort umgehend um eine Nacht. Daraus ergibt sich, dass ich die danach folgenden gut 700 Kilometer bis Albuquerque anstatt in zwei Tagen, an einem Tag erledigen muss. Das sollte aber zu schaffen sein.
Die Strecke bis Phoenix führt zunächst durch die bergige Gegend um Sedona. Die Oak Creek Canyon Panoramastraße ist über knapp die Hälfte der Strecke ein weiteres fahrerisches Highlight der Reise.
Nach nur 250 Kilometern erreiche ich das nette familiäre Hostel. Zufällig ist in der Gegend heute ein Straßenfest mit vielen Bands, Künstlern, Futterbuden und allem was dazugehört. Eine echt gute Atmosphäre. Ich stehe also vor einer schweren Wahl. Der Grund, einen Stop in Phoenix einzulegen war die Kneipe von Alice Cooper, in der heute eine Band spielt. Die Stimmung rund um meine Unterkunft ist allerdings auch interessant. Ich beschließe, beides mitzunehmen. Cooperstown ist zu Fuß in 20 Minuten zu erreichen. Ich will da in den Abend einsteigen und zum Abschluss sehen, was bei dem Straßenfest noch passiert.
Die gesuchte Kneipe befindet sich in einem alten Fabrikgebäude. Die Bedienungen sind stilsicher mit dem berühmten Alice Cooper Make Up ausgestattet. Das Pulikum am heutigen Abend wirkt allerdings ein bisschen zu aufgestylt und Hipstermäßig. Nicht meins. Im Innenhof ist eine Bühne aufgebaut, auf der gerade eine klassische Hardrockcoverband ihr bestes gibt. Aus Berichten und von der Homepage weiß ich, das der Wirt persönlich bei solchen Anlässen immer mal wieder mit auf die Bühne kommt. Deshalb hole ich mir an der Theke ein zehn Dollar Bier und warte mal ab, was passiert. Die Band verlässt nach ein paar Songs die Bühne. Es werden noch ein paar Fanartikel mit lächerlich einfachen Filmfragen verlost und alles ist zu Ende. Insgesamt eine coole Location, aber durch das mittelmäßige Programm nicht das erhoffte Highlight.
Ich schlendere zurück zum Straßenfest, gucke mir noch die letzten Reste, von einer hier ebenfalls spielenden Coverband an und begebe mich dann ins Hostel.
Der nächst Tag wird im Hostel zum Ausspannen genutzt. Das Betreiberpaar ist supernett und wir unterhalten uns lange über Musik, Filme, die Politik der USA und Deutschland. Die beiden planen, im Herbst nach Nürnberg auszwandern, weil er dort Verwandschaft hat.
Am nächsten Morgen ist frühes Aufstehen angesagt, da mir die 700 Kilometer durch die Sonorawüste in Arizona und New Mexiko bevorstehen. Erneut habe ich das Gefühl, durch die Filmkulisse eines klassischen Westerns zu fahren. Man glaubt, das jeden Moment John Wayne um die Ecke geritten kommt.
Die Landschaft wird eindeutig von den berühmtem Saguaros-Kakteen geprägt. Die bis zu 15 Meter großen Stachelriesen sehen exakt so aus, wie die klischeehafte Vorstellung eines großen Kaktus.
Ich will natürlich ein Foto neben so einer Pflanze haben und fahre einfach mal in einen kleinen Weg. Die Klischees der Gegend werden weiter bedient. Nach wenigen Metern ist kein Asphalt mehr zu sehen und ich befinde mich in einem kleinen Offroadabenteuer. Auf dem heißem Wüstesand flüchtet alles Getier, was man so kennt vor meiner Tiger. Klapperschlange, Skorpione und Echsen fühlen sich hier wohl. Nach ca. drei Kilometern und 20 Minuten anstrengender aber spaßiger Fahrt finde ich am Wegesrand einen Kaktus, der meinen Bildansprüchen genügt und ich fahre zurück auf die Hauptstrecke.
Der schöne Weg durch diese erneut einmalige Landschaft ist nach knapp 300 Kilometern zu Ende und ich fahre bis zum frühen Abend, um Albuquerque zu erreichen.

Redakteur

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12. Mai 2015, 21:30

Route 66

Heute steht zum Einstieg der schon bekannte Teil der Route 66 bevor. Mit Sonja und Petra habe ich allerdings einen großen Teil des Weges auf dem größeren Highway 40 zurückgelegt. Mit dem Auto ganz normal. Mit dem Motorrad wäre das allerdings eine echte Verschwendung von berühmten Metern auf legendärem Asphalt. Die historische Route 66 führt meist paralell zur Autobahn. Manchmal in Sichtweite, manchmal liegen ein paar Hügel und Kilometer dazwischen. Man hat auf der alten Piste sofort ein Desperadofeeling. Nichts ist mehr von der vollen Autobahn zu spüren. Die Straße ist in die Jahre gekommen und man kann regelrecht spüren, wir Schlaglöcher und Risse am Gummi der Reifen zerren.
Die Fahrt erinnert ein wenig an die langen einsamen Strecken im australischen Outback. Es ist nur ein wenig mehr Betrieb. Mindestens alle zwei Stunden ist ein anderer Verkehrsteilnehmer zu sehen.
Am Wegesrand sind einige verlassene Häuser und Dörfer zu sehen, die vom längst vergangenen Ruhm der Strecke zeugen. Der klassische amerikanische (Alb-) Traum. Schnell werden mit Restaurants, Hotels, Tankstellen etc. entlang der Straße Existenzen gegründet und später wie heiße Kartoffeln fallen gelassen.
Nach einer Weile tauchen Straßensperren auf und die Wegweiser zeigen zurück auf den langen, geraden und überfüllten Highway 40. Meine nordhessische Sturheit lässt sich das natürlich nicht gefallen. Ich gucke mir die Landkarte an und entdecke ein paar kleinere Alternativrouten, sollte der Weg wirklich unpassierbar sein. Nach einer Weile kommt mir ein Truck entgegen. Er hält an und der Fahrer erklärt, dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Es sind lediglich ein paar Brücken wegen Einsturzgefahr gesperrt. Man könne aber problemlos paralell zur Strecke durch das Flussbett fahren. Alles richtig gemacht.
Gegen Abend komme ich in Laughlin an. Im Internet habe ich eine günstige Unterkunft entdeckt. Dummerweise habe ich übersehen, dass der Ort schon in Nevada liegt. Mit Schrecken bewege ich mich auf einen dieser Casino/​Hotelbunker zu die mitten im Niemandsland stehen. Zu allem Überfluß wollen die hier auch noch 200 Dollar Kaution für das langweilige Zimmer haben. Davon steht natürlich nichts in den Internetbuchungen. So habe ich die Wahl 150 Kilometer weiter zu fahren und auf ein anderes Zimmer zu hoffen oder den netten Hotelmanagern zu vertrauen. Das letzte mal hab ich das vergeblich mit der Autovermietung in Los Angels gemacht. Das Geld hab ich bis heute nicht. Ich bin gespannt. Wie zu erwarten ist das kein Ort der mich hält.
Früh am nächsten Morgen verlasse ich meine Unterkunft, hole mir ein Sandwich und einen Kaffee beim ersten Tankstop und gehe den nächsten Teil der schönen Route 66 an.
Heute steht mir die Strecke bevor, an der wir uns einen platten Reifen gefahren haben. Bei Tageslicht ist die Straße wesentlich besser einzusehen und es macht Spaß, auf der alten, löchrigen Piste zu fahren. Ich passiere Oatman. In der Dämmerung war der Ort leer und verlassen. Bei Tageslicht zeigt sich hier ein echter Touristenmagnet. Der Ort sieht aus, wie ein typisch amerikanisches Westerndörfchen. Überall sind Route 66 Souvenirshops zu sehen. Die Esel, die wir bei der ersten Fahrt in der Dämmerung auf den Hügeln in der Ferne gesehen haben, kommen tagsüber in das Dorf. Gleich herdenweise stehen sie auf der Straße, wohlwissend, das sie von den Touristen durchgefüttert werden. Dabei heißt es doch überall: „Don´t feed the Wildlife!​“ Ich mache schnell ein paar Fotos und suche den Fahrtwind, um mich in den dicken Motorradklamotten abzukühlen. Die Strecke kann ich ohne Panne bewältigen.
Südlich des Grand Canyons komme ich jetzt endlich in Gegenden, die für mich neu sind. Tagesziel ist die legendäre Westernstadt Flagstaff. Vorher sind noch ein paar typische kleinere Route 66 Orte, wie Seligman, Ash Fork oder noch einmal Williams zu sehen. Entweder nutzen sie ihre Lage entlang der Strecke und springen auf den Route 66 Tourismus auf oder haben den Charme längst vergessenen Ruhms.
Ein besonderer Ort ist das Roadhouse namens Grand Canyon Cavern. Um eine Tankstelle herum hat sich ein kleine Anlaufstelle mit Motel, Campingplatz, Restaurant, einer Ansammlung von Oldtimern, einem Minigolfplatz und ein paar Blechdinosauriern in fast Lebensgröße gehalten. Mal wieder einer dieser kuriosen Orte, die man im Vorbeifahren mitnimmt.


12. Mai 2015, 02:59

Best of Kalifornien

Als Ergebnis meiner Planungen komme ich auf die Idee, noch einmal ein paar schöne Orte zu besuchen, die ich schon kurz oder zu wenig gesehen habe.
Natürlich müssen noch Fotos mit dem Motorrad und der Golden Gate Brücke entstehen. Also wiederhole ich im Grunde genommen noch einmal den Fototag im Umfeld der Brücke, bevor ich entlang der Küste zu dem geschätzten Hostel am Leuchtturm fahre. Diesmal ist dort ein Platz vorgebucht. Der Wärter begrüßt mich erneut freundlich.
Einer der Gäste erzählt, er habe am Nachmittag Wale gesehen. Ich dachte, dass die Saison vorbei sei und suche mir erfreut einen schönen Platz mit Blick auf das Meer. Leider ist es mir bis zur Dämmerung nicht vergönnt, einen der riesigen Meeressäuger zu sichten. Innerlich nehme ich eine Münze und nagele sie wie Kaptain Ahab an den Mast. Bekanntlich half das in dem berühmten Roman des Neuseeländers Herman Melville und Moby Dick wurde mit nicht so erfreulichem Ausgang für die meisten Beteiligten gesichtet.
Am nächsten Morgen suche ich mir mit einem Kaffee in der Hand wieder einen Aussichtspunkt. Diesmal bin ich nicht allein. Vor mir und den anderen Schaulustigen zieht tatsächlich ein Wal in knapp 30 Meter Entfernung vorbei. Sein Rücken und die berühmte Fontäne aus seiner Atemöffnung tauchen in unregelmäßigen Abtänden auf. Ich weiß leider nicht genug, um zu sagen, was das für ein geschätzt zehn Meter langer „Fisch“ war. Von den Anwesenden kann mir da auch keiner weiterhelfen. Leider ist das Ereignis kaum zu fotografieren. Wenn man das Tier im Sucher endlich herangezoomt hat, taucht es auch schon wieder ab. Obwohl ich vor ein paar Jahren in Neuseeland auf einer Bootstour wesentlich näher an mehreren Pottwalen war, ist es ein komplett anderes Erlebnis so einen Riesen ohne Organisation in freier Wildbahn zu sehen. So bleibt einer der spektakulären Momente übrig, die sich mit Sicherheit im Kopf und im Herz festbrennen.
Am späten Vormittag mache ich mich auf den Weg, die fast 400 Kilometer zum Yosemite Nationalpark zu bewältigen. Die Strecke über die Portola Redwods und Forest of Nisene Marks State Parks bildet einen fahrerisch sehr schöner Einstieg, der mal wieder fast mit den europäischen Alpen mithalten kann. Mir begegnen eine Menge anderer Motorradfahrer und ich komme aus dem Grüßen kaum raus. Nach knapp 100 Kilometern ist der schöne Teil der Strecke Geschichte und bis kurz vor dem Yosemite Nationalpark führen die typischen langen Geraden.
Vor den Toren des Nationalparks konnte ich wieder für zwei Nächte eine Unterkunft in der herrlichen Yosemite Bug finden. Am nächsten Tag plane ich, den letzten noch nicht erwanderten Wasserfall zu besuchen. Diesmal will ich allerdings früh vor den Massen da sein.
Nach dem erneut herrlichen Frühstück gelingt es mit tatsächlich, einigermaßen zeitig im Nationalpark zu sein. Dummerweise treffe ich auf das klassische Problem Motorradreisender. Wohin mit Helm, Jacke und Motorradausrüstung? Ich hatte darauf gebaut, eines der Schließfächer zu nutzen, die zum Schutz der Nahrung vor Bären vorgesehen sind. Leider gibt es die am Parkplatz zum Wasserfall nicht. Da mein Vertrauen in die erwarteten Massen nicht so groß ist, wie in der Wüste von Australien, traue ich mich auch nicht, die Ausrüstung einfach beim Motorrad zu lassen. Also wird der Plan geändert. Ich statte dem Infocenter und dem Museeum einen Besuch ab. So kann ich den Park im Wechsel der Jahreszeiten an einem Tag sehen. In einem Kino kann man die spektakulären Ausblicke genießen, für die man ansonsten einen längeren Aufenthalt einplanen müsste. Außerdem lässt sich ein wenig über die Geschichte des ersten Nationaparks der USA, seine Verknüpfung zur Indianerkultur und die Tierwelt erfahren.
Später nutze ich mein Motorrad, um die Orte zu besuchen, die eine herrliche Aussicht versprechen. Sowohl der berühmte Tunnel View als auch der Glacier Point, der vor drei Wochen noch gesperrt war sind zu recht so berühmt. Nebenher ist der Park natürlich hervorragend zum Motorradfahren geeignet. Ich lege immerhin knapp 280 Kilometer über schöne Bergstraßen zurück. Auf dem Weg zum Gletscher mache ich dann die Erfahrung, die man mit dem Motorrad nicht zu häufig macht. Links und rechts des Weges ist noch eine Menge Schnee zu sehen. Immer in der Erwartung auf Eis zu stoßen fahre ich gemütlicher, als es die Straßenführung erfordert und lasse mir die Landschaft gefallen.
Der Tag wird dann natürlich in der hosteleigenen Wirtschaft abgerundet.
Für den kommenden Tag habe ich nichts vorgebucht. Da sich bei guten Verhältnissen, sprich einer geräumten Passstraße noch die Möglichkeit zum Besuch des Death Valley anbietet, wollte ich mich nicht festlegen. Leider ist der Tioga Pass, der manchmal erst im Juli geöffnet wird noch nicht passierbar. Mit einem Umweg von über 900 Kilometern ist das Death Valley für mich damit nicht erreichbar. Sehr schade. Immerhin wurden hier einige Star Wars Szenen gedreht. Ich hätte gerne die Aussicht von Luke Skywalker auf Mos Eisley genossen. Es muss ja auch noch etwas übrigbleiben für das nächste mal.
So führt mich der Weg erneut durch den Sequoia Nationalpark. Hier habe ich Glück. Die Straße, die wir noch vor drei Wochen von uns zu Fuß bewältigt werden wollte ist jetzt geöffnet. Ich kann tatsächlich mit dem Motorrad nahe an die bis zu 90 Meter hohen Sequoiabäume heranfahren. Unglaublich, wie winzig meine Tiger neben den Giganten wirkt.
Nach fast 400 Kilometern durch fast durchgängig bergige und waldreiche Strecke geht ein schöner Motorradtag auf dem Campinplatz von Kernvile zu Ende.


11. Mai 2015, 01:03

San Francisco 4

Bevor am nächsten Abend das erste Konzert ansteht, besuche ich noch die legendäre Gefängnissinsel Alcatraz. Nach dem leckeren Frühstück will ich die zwei Kilometer zur Fähre schlendern. Eine gute halbe Stunde sollte ausreichen. Unterwegs wundere ich mich, warum ich kaum näher komme. Da ist mit doch tatsächlich ein amateurhafter Fehler unterlaufen. Mein Navi zeigt die Luftlinie an. Dummerweise haben die Stadtväter von San Francisco da ein paar Häuser und Hügel in den Weg gestellt. Panisch setze ich mein Lauftempo hoch. Schließlich war es nicht so einfach, die Karte für Al Capones zeitweiligen Wohnsitz zu bekommen. Ohne drei Wochen im voraus buchen geht da nichts. Wie ein Zauberer komme ich genau pünktlich, nicht zu früh und nicht zu spät, an der Fähre an. Die Reise kann beginnen.
The Rock liegt mitten in der Bucht von San Francisco. Nur 20 Minuten mit der Fähre und man betritt die berühmte Festung. In Sichtweite zu den schönen Plätzen der Stadt hatten die Gefangenen hier keine Chance zu fliehen. Die Strömung des eiskalten Wassers sorgte dafür, dass die vermeintlich kurze Strecke von zwei Kilometern nicht zu schwimmen war. Die tödlichen Haie waren ein gezielt gesetztes Gerücht. Von 1934 bis 63 als Gefängnis genutzt, versuchten 34 der über die Jahre inhaftierten 1576 Männer auszubrechen. Die meisten kamen um oder wurden entdeckt. Nur fünf wurden nicht gefunden. Man geht aber anhand der Spuren davon aus, dass sie im Meer ertrunken sind.
Im Schnitt befanden sich 260 Gefangene in den 336 komplett identischen Einzelzellen. Die Wärter lebten mit ihren Familien in einem Wohnblock auf der Insel. Die Kinder fuhren täglich mit der Fähre zum Festland, um dort die Schule zu besuchen. Kein schöner Platz für die 90 Familien, die hier durchschnittlich lebten.
Neben dem berühmten Gefängnis hat sich inzwischen auf der Insel eine beachtliche Zahl von Vögeln ihre Heimat gesucht. Je nach Jahres- bzw. Brutzeit sind deshalb einige Plätze gesperrt.
Dafür kann ich eine Sonderaustellung sehen. Der Chinese Ai WeiWei stellt hier gerade aus. Ich bin zwar von seiner aufdringlichen Art nicht immer begeistert, hier passt es aber perfekt. In einer abgelegenen Halle hat er den Boden mit Porträts politisch Verfolgter und Gefangener bedeckt. Das besondere daran ist, dass alles aus Legosteinen besteht und oft nur in der direkten Sicht von oben zu erkennen ist. Die im Vorraum aufgehängten chinesischen Papierdrachen und –vögel sind nett anzusehen, lassen für mich aber keinen Bezug zur Insel erkennen.
Der Kern der Tour ist natürlich der weltberühmte Zellenblock. Der Prototyp für alle Gefängnisse, Kulisse für viele spektakuläre Filme und Ort von Legendenbildungen. Eine ca. 90 minütige Audiotour führt durch das Gebäude. Man erfährt viel über den Alltag der Gefangenen, veschiedene Systeme der Unterbringung, den unregelmäßigen Wechsel der Zellen, die Wachmannschaft, den Hofgang, die besonderen Gefahren im Speisesaal etc. Unglaublich, was für ein Aufwand hier betrieben wurde. Natürlich gibt es auch einen Block für Isolationshaft in dem 42 gesonderte Zellen zu finden sind. Trotz allem kein Vergleich zu dem inzwischen ungleich höheren Aufwand, den ich als Besucher in verschiedenen deutschen Gefängnissen sehen konnte.
Spannend sind natürlich der berühmte Ausbruchsversuch, der mit Clint Eastwood detailgetreu verfilmt wurde, die ebenfalls verfilmte Geschichte des Birdman Robert Stroud und die einzige Gefängnisrevolte die es hier gab.
Ein zugleich faszinierender und gruseliger Ort, den ich nach vier Stunden ohne Probleme wieder mit dem Schiff verlassen kann.
Abends zieht es mich dann in den Regency Ballroom unweit des Hostels. Das erste Bad Religion Konzert mit den alten Songs ist komplett ausverkauft. Viele Gespräche drehen sich natürlich um die vermeintlich besseren alten Songs. Nach den Vorgruppen, die sich sichtlich geehrt fühlen vor dem Hauptact zu spielen, mir aber nichts sagen, steigen die Jungs um Greg Gaffin ein. Man merkt ihnen die Spielfreude an. Insbesondere die Songs von Suffer, Generator, Stranger than Fiction, the Gray Race und Recipe for Hate werden in Blöcken abgefeiert. Sehr ordentlich die alten Songs noch mal so gebündelt live erleben zu können.
Am zweiten Abend beschließe ich, die Kamera mitzunehmen und meine Fähigkeiten als Konzertfotograf zu testen. In der dunklen Halle, auf große Entfernung und bei beweglichen Motiven nicht so einfach. Ein paar Schnapschüße gelingen mir allerdings. Vom Konzert bin ich positiv überrascht. Das Gerede von früher war alles besser, trifft nicht zu. Die Jungs geben Gas, haben Spaß auf der Bühne und ich werde daran erinnert, dass die Band mit True North, The Process of Belief und The Empire strikes first auch in den letzten 15 Jahren überdurchschnittliche Scheiben veröffentlicht hat. Zufrieden gehe ich zurück ins Hostel.
Nach den schönen, aber anstrengenden Wochen auf Hawaii, mit Sonja und Petra und in Los Angeles beschließe ich, noch ein paar Tage gemütlich in San Francisco zu verbringen. Für die restlichen Wochen in den USA ist noch nichts wirklich geplant. Ich beschäftige mich mit Reiseführern, Landkarten und Buchungen. Ansonsten gibt es immer mal wieder einen Spaziergang durch die Straßen von San Francisco zum Meer, um die einmalige Atmosphäre in der Bucht zu genießen.

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10. Mai 2015, 05:31

Westküste 2

Nachdem ich mit Petra und Sonja den Highway 1 bereits über große Strecken mit dem Auto gefahren bin, steht die berühmte Küstenstraße jetzt mit dem Motorrad an. Mit den beiden hab ich vor gut drei Wochen bereits die entscheidenden Fotos der herrlichen Küstenlandschaft gemacht. Dadurch sind jetzt über 500 Kilometer Fahrspaß pur angesagt.
Zunächst geht es noch eine Weile durch das riesige Stadtgebiet von LA. Als die Häserschluchten so langsam den Felsschluchten weichen, komme ich in den berühmten Promivorort Malibu. Im den eher dörflich wirkenden Ort sind schon die Häuser am Rand der Durchgangsstraße, sprich der schlechteren Lage, schwer beeindruckend. Weiter oben an den Hügeln lassen sich immer mal wieder Villen auf riesigen Anwesen blicken.
Ich beschließe direkt am Strand von Malibu im Starbucks einen Kaffee zu trinken. Vielleicht gibt es ja etwas zu sehen. Wie üblich falle ich mit meinem Gepäck und dem deutschen Nummernschild sofort auf. Ein netter älterer Herr kommt mit mir ins Gespräch. Er erzählt mir eine Menge von schönen Strecken im bergigen Hinterland. Insbesondere ein Motorradtreff wird von ihm ständig betont. Er erzählt, dass sich im Rockshop regelmäßig Motorradfahrer aus der Promiszene treffen. Die Strecke hört sich gut an, ist kein großer Umweg und da ich zwei Tage entlang des Meeres vor mir habe, kann eine Weile Kurvenspaß in den Bergen nicht schaden. Er will von mir wissen, welchen Promi ich den am liebsten auf dem Motorrad treffen will. Ich bin zwar ein ausgesprochener Filmfan, das Privatleben der Schauspieler interessiert mich aber nicht wirklich. Also nenne ich wohlwissend, dass der gute Mann nicht mehr lebt und als Triumphfahrer natürlich pflichtbewusst, Steve McQueen. Mit einem Grinsen erwähnt mein Gesprächspartner nebenher, dass er ihn kannte und er tatsächlich einer der legendärsten Motorradfahrer aus der Hollywoodriege war.
Ich mache mich auf den Weg. Nach ca. 60 Kilometern im hügeligen und kurvigen Hinterland komme ich zu besagtem Rockshop. Es stehen tatsächlich massig Motorräder vor der Tür eines kleinen Biergartens. Eine bunte Mischng aus Moppeds und Fahrern gesellt sich hier. Auch hier falle ich auf, weil ich der einzige mit Gepäck bin. Der Motor ist noch nicht ganz aus und schon werde ich fotografiert. Bei einer kalten Cola muss ich mindestens drei mal von meiner Tour erzählen. Der Tipp war super. Ist ein echt netter Schuppen. Mir wird auch von den Promis erzählt, die sich aber eher am Wochenende hier tummeln. Und mir wird versichert, ohne Gehabe, Geleitschutz oder ähnliches. Unter Biker geht es halt ums Fahren nicht um Blitzlicht.
Mich zieht es noch ca. 200 Kilometer weiter nach Morro Bay. Auf der Karte hab ich einen Camoingplatz direkt am Meer entdeckt. Da ich weiß, dass nördlich davon der schönste Teil der Strecke beginnt, will ich dort nächtigen. Der Platz ist tatsächlich traumhaft gelegen. Vom Zelt in den Dünen kann man direkt ans Meer gehen. Natürlich falle ich wieder auf. Die Nachbarn laden mich zum Barbeque und Bier ein. Der Abend ist gerettet.
Da bei meiner Ankunft das kleine Kassenhäuschen unbesetzt war, will ich am nächsten Morgen zahlen. Es ist immer noch niemand zu sehen. Ich will auch nicht aufdringlich sein und mache mich auf den Weg.
Heute steht mir zum zweiten Mal der wunderbare Teil des Highway 1 bevor. Die Straße schlängelt sich über 200 Kilometer entlang der rauen Küstenlandschaft. Ohne Fotostops kann ich befreit die Strecke genießen. Das Wetter ist perfekt zum Motorradfahren. Leicht bewölkt, trocken und ca. 20 Grad. Man wird nicht geblendet, kriegt in den Motorradklamotten keinen Hitzschlag und die Reifen haften am Asphalt. Die Autos, die hier am Wochenende die Straße belagern werden von mir als Slalomstangen genutzt und nach nur drei Stunden ist der Traum schon vorbei.
Zum krönenden Abschluss komme ich an den Leuchtturm, an dem wir schon vor drei Wochen geschlafen haben. Leider ist der Platz so schön, dass hier ohne Vorbuchen nichts geht. Der Hostelchef erkennt mich überraschenderweise wieder. Hätte ich der berauschten Catweazlekopie nicht zugetraut. Er entschuldigt sich, dass er keinenPlatz hat, kümmert sich aber in seiner unnachahmlichen Geschwindigkeit um mich. Nach nur 15 Minuten hat er drei Anrufe gemacht und mir einen Platz auf einem Campingplatz in der Nähe organisiert. Der Mann ist für Überraschungen gut.
Ich lasse den Abend gemütlich auf dem Platz ausklingen und fahre dann früh die letzten knapp 90 Kilometer nach San Francisco. Schließlich will ich mir an den nächsten beiden Abenden von Bad Religion ihre Bandgeschichte präsentieren lassen.

Redakteur

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08. Mai 2015, 04:57

Los Angeles 2

Da ich in der feinen Unterkunft noch eine Nacht „geschenkt“ bekommen habe, ergibt es sich, dass ich in LA tatsächlich noch zum Sightseeing komme.
Mit meinen Zimmergenossen Mike und Adrian habe ich mich in den letzten Tagen ein bisschen über die Film- und Unterhaltungsmetropole ausgetauscht. Beide fluchen schwer über die Stadt, gehen aber davon aus mal einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame zu kriegen.
Mike träumt von einer großen Karierre als Rapper. Irgendwelche Bemühungen konnte ich aber nicht erkennen. Er hängt den ganzen Tag am Pool im Hostel. Ich dachte, als Musiker muss man proben, Bandmitglieder suchen, Auftritte organisieren oder nach Plattenfirmen suchen.
Adrian will ein großer Schauspieler werden. Er bemüht sich zumindest. Permanent will er Statistenrollen ergattern, für die man hier bezahlen muss. Bei ihm scheitert es allerdings gelegentlich daran, dass er den Bus verpasst.
Ich hab meine Bemühungen in der Unterhaltungsindustrie schon vor vielen Jahren zu Grabe getragen und kann mir stressfrei alles wie ein Tourist angucken.
Der legendäre Hollywood Walk of Fame ist zwei Kilometer lang. Auf beiden Straßenseiten ist im Abstand von 50 cm ein Stern mit dem Namen einer Berühmtheit eingelassen. Obwohl ich von mir behaupte, mich in dem Bereich ein bisschen auszukennen, sagen mir höchstens 40 Prozent der Namen etwas. Das Schlendern entlang dieses Boulevard of broken Dreams ist trotzdem etwas besonderes. Sowohl der Glamour Hollywoods als auch die nervige Welt des schlechten Merchandising sind hier zu treffen.
Spannend wird es für mich vor den berühmten Filmtheatern. Vor dem Chinese Theater haben sich Filmgrößen mit Hand- und Fußabdrücken im Zement verewigt und im Kodak Theater feierte sich die Filmwelt bei der Oscarverleihung. Insbesondere bei den Abdrücken im Zement sind echte Filmlegenden zu sehen. Jack Nicholson, Clark Gable, Errol Flynn, Whoopi Goldberg, Anthony Daniels und noch einige mehr haben sich nebeneinander verewigt.
Direkt neben dem Walk of Fame liegt das Hollywood Museum. In dem Gebäude hatte sich zunächst ein Stylist einen Namen gemacht, indem er sich vor den Auftritten um Legenden wie Marilyn Monroe oder Rita Hayworth gekümmert hat. Eine Etage des vierstöckigen Museums ist daher komplett den Stylingkünsten der 50er Jahre gewidmet. Natürlich im Keller befindet sich die für mich besonders spannende Abteilung Grusel und Horror. Die anderen zwei Etagen widmen sich dem jeweils aktuellen Oscargeschehen bzw. den Kostümen von Filmlegenden.
Auf dem Weg in den Keller wird man standesgemäß vom Cryptkeeper aus Tales from the Crypt begrüßt. Unten dreht sich dann alles in herrlicher Gruselkelleratmosphäre um die Geschichte des geliebten Genres. Bela Lugiosi, Lon Chaney Jr.​, Claude Rains und Boris Karloff finden ebenso Erwähnung wie die bereits in Las Vegas entdeckten Michael Myers, Freddie Krüger und Jason Vorhees. Der Original Zellengang aus „Das Schweigen der Lämmer“ wurde ebenfalls hierher gebracht. Natürlich ist auch meinen aktuellen Lieblingen von The Walking Dead eine Vitrine gewidmet.
Die Stylingetage ist überraschenderweise nicht ganz so spannend für mich. In der aktuellen Oscaretage ergeht es mir ähnlich. Da meist die Filme ausgezeichnet werden, die in Europa noch nicht zu sehen waren und ich durch meine Reise sowieso nicht auf dem aktuellen Stand bin, erkenne ich hier wenig.
In der Abteilung der Legendenkostüme wird es wieder interessant. Christopher Reeves Kostüm als Superman steht direkt am Eingang. Da ist das Kleid zu sehen, in dem Marilyn Monroe das Geburtstagslied für JFK gesungen hat. Die Anzüge von Laurel und Hardy sind nebeneinander platziert. David Carradine wird mehrfach gewürdigt. Unter anderem sind sein Kostüm aus Kung Fu und seine Kill Bill Ausstattung zu sehen. Der Boxmantel von Rocky Balboa hängt am Haken. Peitsche und Hut von Indiana Jones sind ausgestellt. Die Originalmasken aus Planet der Affen lassen sich entdecken. Aus allen Star Trek Generationen sind Kostüme ausgestellt. Und nicht zu vergessen die Originalkostüme von Darth Vader und C3PO. Ich kann das strenge Fotoverbot zwar mehrfach umgehen. Leider aber nicht überall.
Zurück aus der Traumwelt bereite ich in dem Albtraumhostel mein Motorrad und das Gepäck für die Fahrt zurück nach San Francisco vor.

Redakteur

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