Tagebuch

Hier wird einfach unsortiert auftauchen, was mir gerade einfällt. Ein bisschen besser sortiert und mit Bildern versehen werden die anderen Seiten sein. Üblicherweise erscheint natürlich der neuste Eintrag oben. Also immer auch mal weiter unten gucken.

Viel Spaß

 

 


07. Mai 2015, 06:28

Motorrad- und Zollodyssee 7

Mein Entscheidunggrund für das Hostel, war die Lage in der Nähe zum Büro des Spediteurs und einem Zollhaus. Bei der Riesenfläche, einer Stadt wie Los Angeles ist es schon von Vorteil, wenn zwei der drei Orte, die man aufsuchen muss, fußläufig zu erreichen sind. Fehlt nur noch die Busverbindung zur Lagerhalle in der mein treues Gefährt auf mich wartet.
Guter Dinge gehe ich am nächsten Morgen zum Spediteur, bezahle meine Rechnung und lasse mir meine Papiere geben. Er befürchtet, dass das Zollhaus in der Nähe nicht zuständig ist und ich zum Zollhaus in Long Beach fahren muss.
Das bestätigt sich leider. Im modernen Amerika sind die Behörden noch nicht einmal miteinander verknüpft, wenn sie den gleichen Namen haben. Für Schiffseinfuhr ist ausschließlich das Zollhaus in Long Beach zuständig. Ist zwar ein Ortsteil von LA, aber trotzdem sagenhafte 23 Kilometer entfernt.
Ich beschließe, mich nicht dem Streß des öffentlichem Nahverkehrs auszusetzen und miete mir für den nächsten Tag ein Auto in der im Hostel befindlichen Autovermietung. Da bekomme ich auch einen guten Preis. Dass ich meine Kaution auch vier Wochen später noch nicht zurückhabe, kann ich in diesem Moment noch nicht ahnen.
Ich fahre mit dem Auto und meinen Papieren zum Zollhaus und will mir den Stempel abholen. Das ist hier nicht so einfach. Ich soll meine Dokumente in eine Ablage legen und sie mir am nächsten Tag abholen. In Australien und Neuseeland wurde das in fünf Minuten erledigt. Was hier so kompliziert ist kann mir auch auf Nachfrage niemand erklären. Kein schönes Gefühl, genau die Papiere in eine Plastikablage zu legen, die für jeden zugänglich ist. Schließlich musste ich für die Zolldokumente in Deutschland eine Kaution weit im vierstelligen Bereich hinterlegen.
Auf dem Rückweg halte ich noch in dem Lagerhaus an, damit ich da schon mal Bescheid weiß. Die etwas genervt wirkende Dame hinter dem vergitterten Tresen schreibt mir eine Liste an Dingen auf die ich benötige. Ich kann nichts entziffern. Verzweifelt halte ich noch einmal beim Büro des Spediteurs an. Der war bisher der Einzige, der auf mich freundlich und bemüht gewirkt hat. Er versichert mir, dass alles läuft und ich am nächsten Tag nur beim Zoll die Papiere holen soll. Anschließend sei im Lagerhaus noch eine Gebühr zu entrichten und ich kann mein Motorrad auspacken.
Diesmal fahre ich mit einem Bus zum Zollhaus. Schließlich hoffe ich, heute mein Motorrad auszupacken und damit weiterzufahren. Da macht ein Mietwagen keinen Sinn. Im Zollhaus läuft alles perfekt. Meine Papiere liegen gestempelt zum Abholen bereit. Der am Vortag noch mürrische Officer ist plötzlich freundlich und hält mit mir ein nettes Gespräch über das Reisen.
Mit dem nächsten Bus fahre ich zum Lagerhaus. Mit dem ungewissen Gefühl ob alles klappt stehe ich mit den Truckern, die riesige Ladungen abholen wollen in einer Reihe, um an meine Motorradkiste zu kommen. Auch die Dame hinter den Gittern scheint wie ausgewechselt. Da muss irgendetwas hinter den Kulissen passiert sein, was ich nicht mitbekommen habe.
Freundlich werde ich zu meinem Eigentum geführt, ein eilig herbeigerufener Gabelstaplerfahrer rückt die Kiste nach meinen Wünschen zurecht und mir wird Hilfe beim Auspacken angeboten. Es läuft überraschend gut.
Inzwischen bin ich geübt und hab die Tigerlilly innerhalb von 45 Minuten fahrbereit zusammengebaut. Die in Deutschland mit viel Spaß und Mühe hergestellte Motorradkiste hat jetzt ausgedient. In ihre Einzelteile zerlegt lasse ich sie nach einer halben Weltreise auf dem Hof liegen. Wie immer ist beim Schnurren des Motors und im Fahrtwind schnell aller Ärger vergessen und ich fahre zurück ins schöne Hostel.
Da es erst früher Nachmittag ist, beschließe ich, direkt die neue Antriebskette aufzuziehen, die Petra mir von meinem Haus- und Hofhändler aus Deutschland mitgebracht hat.
Auf dem Parkplatz wird mein Werkzeug verteilt und ich beginne alles auszubauen. Mein Kettentrennwerkzeug leistet hervorragende Arbeit. Bald liegen die alte Kette, Kettenrad, ausgebautes Hinterrad sowie alle Abdeckungen einzeln vor mir.
Nur noch das alte Kettenritzel ausbauen und ich kann meiner Tiger die neuen Teile gönnen. In dem Moment fällt mir siedend heiß ein, wie ich beim letzten mal geflucht hab, als ich diese Arbeit ausfgeführt habe. Ergebnis war der Kauf eines Schlagschraubers, den ich an den Zigarrettenanzünder im Auto anschließen kann. Mit bloßer Hand ließ sich da nichts lösen. Ich probiere es in der Not trotzdem und gebe nach drei Stunden Kampf mit einer erbärmlichen Mutter auf.
Also bleibt das alte Ritzel an Ort und Stelle und ich montiere alle anderen Teile. Das läuft wunderbar und eine gute halbe Stunde später blitzt die neue Kette an meiner Tiger. Da wird wohl eine liebgewonnene Tradition greifen. Mein Händler muss sich bei meiner Rückkehr mal wieder um etwas kümmern, dass ich im Rausch des Hobbyschraubers in den Sand gesetzt habe.

Redakteur

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07. Mai 2015, 04:42

Los Angeles 1

Ich entscheide mich, über Nacht mit dem Greyhoundbus nach Los Angeles zu fahren. Das ist zum einen typisch für das Reisen in den USA und zum anderen spart man sich eine Übernachtung.
Das Prozdere ist ein echtes Erlebnis. Ein permanent rufender Bediensteter sortiert die Massen, obwohl er für mich kaum zu verstehen ist. Nach welchem System auch immer werden die Fahrgäste in verschiedenen Reihen platziert und können dann zu ihrem Bus gehen. Das Gepäck wird eigenhändig im Bus verstaut und man kann sich auf den zugewiesenen Platz setzen. Plötzlich kommt der Mann, der eben noch vor dem Bus alles sortiert hat in den Bus und holt den Großteil der Leute wieder von ihren Plätzen. Wenn ich dem ganzen richtig folgen kann, geht es darum, dass nur die Leute, die direkt nach Los Angeles reisen möchten sitzen bleiben sollen. So spart sich der Bus die Zwischenstops. Warum das nicht vorher gemacht wurde versteht kein Mensch. Soll mir egal sein. Im Bus sitzen nur noch zehn Personen, ich hab Platz und kann während der siebenstündigen Fahrt in Ruhe schlafen.
Dummerweise ist der Busbahnhof in Los Angeles in einer etwas abseits liegenden Gegend. Ohne Taxi hat man hier keine Chance, das Hostel zu erreichen. Ist aber kein Problem, da ich vom Hostel die Info habe, dass die Kosten übernommen werden.
Dort muss ich allerdings feststellen, dass das Backpackers Paradise mehr verspricht als es hält. Niemand weiß etwas von meiner bereits gezahlten Buchung. Glücklicherweise hab ich mir die Belege ausgedruckt und kann die ziemlich gleichgültige und desinteressierte Dame hinter dem Tresen überzeugen, dass mein Geld irgendwo angekommen sein muss. Anstatt des bezahlten Vierbettschlafsaal bekomme ich ein Bett in einem Achtbettzimmer zugewiesen. Auch von der Übernahme der Taxikosten will die Dame nichts wissen. Da hilft auch der Ausdruck nichts. Ich bestehe natürlich darauf, mein Geld zu bekommen und verlange ihren Chef. Der erklärt ihr dann, dass sie mein Geld auszahlen soll.
So richtig kann ich auch nicht verstehen, warum sich hier alles Backpackers Paradise nennt. Eine Küche gibt es nicht und alles sieht eher aus wie ein billiges Motel mit Restaurant.
Im Zimmer treffe ich auf Mike aus New York und Adrian aus Hawaii. Beide schimpfen ebenfalls über das Hostel, wissen aber, dass der Preis unschlagbar ist. Später stellt sich heraus, dass sich Mikes Spruch: „An billigen Orten passieren billige Sachen“, bewahrheiten soll.
Während meiner geplanten drei Nächte vor Ort sind die klassischen Geschichten zu beobachten, die immer im Zusammenhang mit Banden- und Drogenkriminalität auftauchen. Einmal kommt eine Gruppe von klischeehaft aussehenden Gangtypen in das Hostel und tritt mal eben eine Tür ein, weil sie dahinter ein Mitglied einer konkurrierenden Gang vermuten. Ein anderes mal werden von ähnlich aussehenden Typen leicht bekleidete Damen in das Hostel geführt, die dort ihrem Gewerbe nachgehen. Diese zwielichtigen Gestalten, denen man den Drogenhandel sofort ansieht, stehen an allen Ecken und Enden rum. Die immer mal gerufene Polizei marschiert schwer bewaffnet auf, zeigt kurz Präsens und verschwindet unverrichteter Dinge wieder. Ich beschließe, unsichtbar zu sein und mich mit den Aufgaben der Motorradeinfuhr zu beschäftigen.
Manchmal räumen die Reinigungskräfte auch das Gepäck der Gäste aus den Zimmern, wenn sie vermuten, dass der Gast hätte auschecken müssen. Das passiert mir auch einmal. Als ich von einer der Touren meiner später beschriebenen Motorrad- und Zollodysee zurückkomme, ist mein Gepäck verschollen. Nach 20 Minuten panischem Suchen entdecke ich es einfach mal in der Lobby rumstehen. Meine erzürnte Beschwerde sorgt dafür, dass ich eine weitere Nacht in der netten Unterkunft geschenkt bekomme. Wenigstens etwas.

Redakteur

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04. Mai 2015, 20:04

San Francisco 3

Nach nur drei Stunden Fahrt erreichen wir am frühen Abend San Francisco und beziehen zum letzten Mal ein Zimmer im Hostel. Schon ein bisschen seltsam nach über zwei Wochen. Das Auto wird für 25 Dollar über Nacht in einer überwachten Garage abgestellt.
Es gibt viel zu räumen, sortieren, organisieren und verstauen. Schließlich muss das Gepäck von Petra und Sonja wieder den gestrengen Richtlinien der Fluggesellschaften entsprechen. Die Ergebnisse der Shoppingorgien müssen in die Koffer passen und ich will auch noch überflüssigen Balast loswerden.
In all dem Gewussel werden wir das erste mal während der Fahrt so ein bisschen von Lagerkoller überfallen. Eine gute Quote, bei zwei Wochen und drei Menschen, die ansonsten alleine Leben. Nach einer Weile kriegen wir uns wieder ein und der Rest des Abends endet im kollektiven Unsinn machen.
Die mannigfaltigen Shoppingmöglichkeiten von Downtown San Francisco leiten uns durch den kommenden Morgen. Zum Glück befindet sich gegenüber des Modeladens für Sonja und Petra ein riesiger Musikladen. Wir verabreden uns mal wieder, um uns nach Interessenlagen aufgeteilt später wieder zu treffen. Der Plattenladen ist mit sagenhaften fünf Etagen ein echter Hit. Drei Etagen sind grob nach Musikrichtungen sortiert und für Merchandising und Filme gibt es ebenfalls je eine Etage. Nach 20 Minuten habe ich mich grob orientiert und mir bleiben noch gut zehn Minuten zum Stöbern bevor ich zum verabredeten Treffpunkt in den Klamottenladen zurück muss. Auf die Schnelle wurde ich so natürlich nicht fündig, aber ich weiß, dass ich noch einen Tag länger hier bleibe und eine Woche später erneut ein paar Tage in San Francisco sein werde, weil meine alten Helden von Bad Religion zwei Konzerte spielen werden.
Im Geschäft zurück sind Petra und Sonja immerhin schon beim Prozess des Anprobierens angekommen. Ich verschaffe mir derweilen einen Überblick über die kleine Ecke, die für Männerbekleidung zu sehen ist. Nach fünf Minuten ist mir bewusst, dass ich hier nichts finden werde. Sonja und Petra probieren weiter an. Einer der Verkäufer fragt, ob er behilflich sein kann. Ich erkläre ihm, dass ich nur warte und kann ein gewisses Bedauern in seinem Blick feststellen. Glücklicherweise bin ich nicht alleine. Bei genauerem Hinsehen sind einige Männer in dem Geschäft auszumachen, die Interesse an der Ware vortäuschen. Gelegentlich wird einer der Leidensgenossen zu den Kabinen gerufen, um sein Urteil zu fällen, welches dann, wie weltweit üblich, natürlich umgehend in Frage gestellt wird. Nach einer Weile ist alles erledigt und wir begeben uns zum Hostel.
Bevor wir mit dem Auto losfahren gibt es einen klassischen Burger in einem typischen Burgerlokal im Stil der 50er Jahre.
Zum sentimentalen Abschluss des Urlaubs wollen wir noch einmal vom Strand die Aussicht auf die Bucht von San Francisco und die Golden Gate Bridge geniessen. Das Bauwerk ist trotz der Fotoorgie vom ersten Mal erneut beeindruckend und wir bleiben eine Weile einfach stumm stehen und erfreuen uns. Auch hier weiß ich schon, dass ich noch einmal wiederkehre. Schließlich hat die Brücke auch ein Foto mit meinem Motorrad verdient.
Nach einer Weile können wir uns losreißen. Ich fahre Petra und Sonja zu ihrem Hotel beim Flughafen. Ihr Flieger geht am nächsten Morgen um 6.​30 Uhr. Da macht es keinen Sinn, noch einmal im schönen Teil der Stadt zu schlafen und dann mitten in der Nacht den langen Weg zu starten. Das Hotel ist auf solche Fäle gut eingestellt und bietet einen Shuttleservice an. Petra und ich bringen noch das Auto zur Verleihstation am Flughafen. Da wir noch einmal wissen wollen, wie das Geld für die Reifenreperatur zurückkommt zieht sich alles ein wenig.
Auch auf die Verbindungen zurück zum Hotel bzw. in die Stadt müssen wir eine Weile warten und suchen uns eine der gemütlichen Flughafenkneipen und trinken noch gemeinsam den letzten Absacker des Urlaubs zusammen.
Zurück im Hotel wiederholen sich die Ereignisse. Als ich Lutz in Neuseeland verabschiedet habe, lief mit der „Rocky Horror Picture Show“ ein großartiger Film. Diesmal ist die Hilfe, um über den Trennungsschmerz zu kommen noch großartiger. Im Hostel laufen an drei Tagen hintereinander die alten Folgen von Star Wars. Ich kann mich mit der großartigen Weltraumsaga gut ablenken.
Die nächsten beiden Tage verbringe ich viel mit organisieren. Wo soll mich die Reise demnächst hinführen? Wie komme ich an das Motorrad? Fragen über Fragen. Letztendlich hängt alles davon ab, wie ich an das Motorrad komme. Als einzigen Fixpunkt kaufe ich zwei Tickets für Bad Religion am nächsten Wochenende in San Francisco. Die Jungs spielen zum 35. Bandjubiläum einen Abend mit Songs aus dem letzten Jahrtausend und einen Abend mit Material aus dem aktuellen Jahrtausend. Ich bin gespannt.

Redakteur

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03. Mai 2015, 06:52

Yosemite Nationalpark 1

Die knapp 400 Kilometer in den Yosemite Nationalpark können wir einigermaßen zügig bewältigen. Am frühen Nachmittag erreichen wir das Hostel kurz vor den Toren des Parks.
Das Yosemite Bug ist ein echter Traum. Mitten im Wald liegt eine Art Alternativzentrum. Auf einem am Hang liegendem riesigen Gelände verteilen sich kleine Hütten. Dort finden sich Unterkünfte für alle Geldbeutel. Von der komplett ausgestatteten Hütte bis zum Schlafsaal ist alles vertreten. Es gibt einen kleinen Fitnessbereich und auf Wunsch hilft das Personal gerne bei der Planung der Tage im Park mit. Abgerundet wird das ganze von einem richtig guten Restaurant, dass für einen günstigen Kurs leckere Sachen anbietet. Natürlich alles frisch und ökologisch.
Bevor wir das Angebot nutzen, wollen wir noch in den Park, da wir aus Zeitdruck hier leider nur eine Nacht bleiben können.
Wir entschließen uns, dem ersten Wasserfall hinter dem Parkeingang einen Besuch abzustatten. Den Gedanken, den oberhalb gelegenen Aussichtspunkt am Glacier Point zu sehen, müssen wir wegen der zu Jahreszeit üblichen Wintersperre streichen.
Der Bridelvail Fall ist der kleinste der drei Fälle im Tal. Aber selbst der ist nach kurzem Spaziergang schon schwer beeindruckend. Über eine Felsklippe in ca. 100 Meter Höhe strömt das Wasser, um weiter unten den Fluß zu speisen. Der Fall ist zwar nicht der niedrigste im Tal, fließt aber realtiv schmall gen Tal. Am Fuß des Wasserfalls kann man ein wenig auf den Felsen im Flußbett umherklettern. Wir nutzen das für ein paar Fotos und fahren dann mit der einsetzenden Dämmerung zurück. Da es nur einen Rundweg durch das Tal gibt, der meist eine Einbahnstraße ist, könne wir unterwegs schon mal ein paar weitere Eindrücke von den riesigen Felswänden mitnehmen. Für den Einstieg in das berühmte Tal schon mal eine gewaltige Kulisse.
Nach der Rückkehr wollen wir das vielgepriesene Restaurant testen. Das Küchenpersonal hat bei Sonderwünschen sogar richtig Spaß, sich etwas einfallen zu lassen. In unserem Fall heißt das, dass wir die sechs verschiedenen Biersorten, die uns nichts sagen erst einmal probieren dürfen. Das nenn ich Service. Bei der zweiten Bierrunde wussten die Thekenkräfte in dem voll besetzten Lokal übrigens noch, welches Bier wir hatten.
Nach entspannter Nacht lassen wir uns noch das Frühstück in dem leckeren Restaurant schmecken und fahren noch einmal in den Park. Heute steht der zweite von drei Wasserfällen an. Der Vernan Fall ist über einen Teil des John Muir Tracks zu erreichen.
Kurz vor dem Ziel können wir sehen, dass am Straßenrand ein paar Autos halten. Dadurch werden wir auf den Coyoten aufmerksam, der sich unbeeindruckt von den Touristen auf der Wiese umschaut. Die Tiere scheinen die Menschenmassen gewohnt zu sein. Ist ansonsten kaum vorstellbar, dass einer der Wildhunde vollkommen ungeniert über die Straße und die benachbarte Wiese schlendert. Die leise Hoffnung, einen Bären zu sehen, wächst bei uns.
Am Parkplatz bestätigt sich, was im Reiseführer schon angekündigt war. Der Park ist komplett überlaufen. Dicht an dicht drängen sich die Besucher den ca. vier Kilometer langen Weg zum Wasserfall hinauf. Ich bin ziemlich genervt von der Masse und kann mich nicht wirklich auf die schöne Umgebung einlassen. Sonja und Petra sind da entspannter und genießen Weg und Aussichten. Vielleicht bin ich wirklich von den unübertrefflichen Wanderungen in Neuseeland zu sehr verwöhnt. Dummerweise muss man mit den Massen auch noch dieselbe Route zurück wählen. Der John Muir Weg führt danach als Mehrtageswanderung zu den entlegeneren Ecken des Tals.
Zurück suchen wir uns noch ein schönes und glücklicherweise auch ruhiges Eckchen für ein Picknick, bevor es zum letzten Abend nach San Francisco weitergeht.
Ich beschließe, dass ich hier noch einmal hin muss, wenn mein Motorrad da ist. Vielleicht kann ich dann einen der hier lebenden Bären sehen. Natürlich nur mit dem adäquaten Sicherheitsabstand und Respekt.

Redakteur

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02. Mai 2015, 20:57

Sequoia Nationalpark

Mit frischem Schuhwerk versehen bringt uns der Leihwagen in den Sequoia Nationalpark. Leider kommen wir durch die Verzögerung am Morgen erst im Dunkeln an und können die den Berichten nach beeindruckende Landschaft nicht sehen.
In der Corral Creek Lodge, die nahe Kernville an der Südkante des Parks mitten im Wald liegt finden wir eine Unterkunft. Von der Hotelleitung müssen wir erfahren, dass leider noch viele Straßen vom letzten Winter gesperrt sind. Am nächsten Morgen will sie uns genaueres sagen und uns Tipps geben.
Unsere Befürchtung bewahrheitet sich. Sowohl der größte Baum der Welt, der General Shermann Tree als auch der Giant Forrest in dem sich seine immer noch imposanten kleinen Brüder versammelt haben sind nicht erreichbar. Die Vermieterin gibt uns den Tip, das Auto einfach an der Straßensperre stehen zu lassen und den Rest zu laufen. Es seien nur vier Meilen (ca. sechs Kilometer) bis zu dem Giant Forrest.
In der Not entscheiden wir uns, die insgesamt zwölf Kilometer an der verlassenen Bergstraße entlangzulaufen. Ist schließlich ein einmaliges Naturspektakel. Frohen Mutes machen wir uns bei leichter Bewölkung auf den Weg. Der ist erwartungsgemäß nicht wirklich schön. Jetzt geht es uns wie den Gefährten aus der Herr der Ringe bei der Überquerung des Passes von Caradhras. Nach ca. drei Meilen kommt ein Schneesturm auf. Wir geben uns geschlagen, machen aber nicht den Fehler, durch die Minen von Moria zu gehen. Bekanntermaßen kommst du hier nicht vorbei.
Auf dem Rückweg kommt uns ein Pick Up entgegen, der uns freundlicherweise mit zurücknimmt. Der Sheriff an der Straßensperre ist nicht wirklich erfreut über die Aktion. Lässt sich aber beschwichtigen. Die Info mit den vier Meilen Weg lässt ihn an der Ortskenntnis der Hotelbetreiber zweifeln. Er erklärt, dass es zwölf Meilen sind.
Zurück im Hotel beschließen wir einen Abhängenachmittag einzulegen. Es wird Wäsche gewaschen. Sonja und ich fahren nach Kernville und gehen bei einem Mexikaner essen. Überraschenderweise sind die Käsepommes von Sonja neben dem Käse mit einer Hackfleischmasse überbacken. Nicht gut für eine Vegtarierin. Ich erbarme mich und unterstütze sie dabei den Teller aufzuessen. Schließlich soll es ja nicht sieben Tage lang regnen.
Nach der zweiten Nacht in dem bei guten Bedingungen sicherlich schönen Nationalpark fahren wir gen Norden, um den weltberühmten Yosemite Nationalpark zu besuchen.

Redakteur

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02. Mai 2015, 20:56

Fahrt Sequoia Nationalpark

Die Strecke zum Sequoia Nationalpark ist an einem Tag nicht zu schaffen. Wir buchen daher eine Unterkunft in Needles südlich von Las Vegas. Der Ort liegt einfach auf dem Weg und wir erwarten nichts besonderes. Soll auch nur zum Schlafen sein.
Vorher steht noch ein Stop in Williams an. Der Ort leigt an der historischen Route 66. Die einmalige Lage unweit des Grand Canyons an der berühmten Straße wird geschäftstüchtig genutzt. Es gibt einen großen Supermarkt in dem Mann sich etwas günstiger als im Grand Canyon Nationalpark mit Lebensmitteln eindecken kann. Entlang des Ortskerns wird der Flair der legendären Straße bewusst gepflegt. Es reihen sich einige Souvenirshops in den alten Gebäuden. Hier wirkt das allerdings nicht aufdringlich und ist geschickt im Stadtbild integriert. Mir persönlich hat es ein Laden mit den berühmten Blechschildern angetan. Ich decke mich dort reichlich ein. Schließlich muss ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland eine Wohnung finden, die auch ein bisschen neue Deko verdient hat. Auch Sonja wird im Ort fündig und füllt ihre Souvenirbestände auf, während Petra Spaß an den reihenweise zu findenden Oldtimern hat.
Die Fahrt geht jetzt entlang der Wüste über viele Kilometer geradeaus weiter. Etwa bei Kingmann leitet uns das Navi erneut über die alte Route 66 über die Black Mesa einem Ausläufer der Mojave Wüste. Es stehen noch einmal herrliche kleine Straßen auf einer winzigen Straße an. Schlagartig ändert sich auch die Landschaft und wir halten öfters für einen Fototermin an. Bei einem Stop kommt ein Cowboy mit seinem Hund vorbeigelaufen und erzählt etwas von einer Reifenpanne. Obwohl wir keinen Platz im Auto haben bieten wir natürlich Hilfe an und fragen, ob wir ihn mitnehmen sollen. Er lehnt mehrfach ab und will laufen. Wir sind überrascht, weil wir auf der Karte im Umkreis von 20 Kilometern keinen Ort sehen könne. Er wird schon wissen was er macht. Wir halten noch ein paar mal an und wollen dann die letzten 20 Kilometer bis zum Ziel im Dunkeln fahren. Leider kann ich den Stein hinter einer Welle erst zu spät erkennen. Ich habe die Wahl zwischen einem schnellen Rumreißen des Lenkrads oder dem Hoffen auf Glück das nichts passiert. Aus Angst vor dem Schleudern hoffe ich auf das Glück, dass mich im selben Moment verlässt. Binnen weniger Sekunden leuchtet die Reifendruckanzeige auf und zeigt den Plattfuß hinten links.
Glücklicherweise konnte ich auf Hawaii schon einmal üben, einen Reifen imDunkeln zu wechseln. Gemeinsam läuft alles zügig über die Bühne. Dummerweise ist dem Wagen nur ein Notrad beigefügt und wir müssen in der Mitte vom Nirgendwo am nächsten Tag eine Lösung finden.
Der nette indische Hostelbesitzer ist sich sicher, dass der Autoverleiher über Nacht das Auto austauschen wird. Mehrere Anrufe bestätigen das nicht. Am Ende kommt heraus, dass wir uns einen Reifenhändler suchen sollen, der alles repariert und das Geld auslegen sollen.
Mit einem Vertragshändler haben wir in dem Nest nicht wirklich gerechnet. Petra und Sonja entdecken einen Wald und Wiesenreifenhändler, der vertrauenserweckend wirkt. Nach einer Weile und einigen Telefonaten zwischen Händler und Verleiher ist die Sache nach ein paar Stunden erledigt und wir setzen die Fahrt fort.

Redakteur

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28. April 2015, 05:19

Grand Canyon 2

Nach ein paar Snacks zum Abend fahren wir wieder alle gemeinsam zum Besucherzentrum. In der Nähe gibt es einen Aussichtspunkt, der für den Sonnenuntergang berühmt ist. Anders als am Morgen hat es hier etwas von einem Viehauftrieb. Hunderte von Menschen drängen sich, um den spekatkulärtsen Blick und das beste Foto zu erhaschen.
Auch hier fällt mir der Vergleich zum Uluru ein. Wenn man sich einmal einen Platz gesichert hat, von dem aus die Sicht frei ist, vergisst man die Massen ganz schnell. Die Schönheit der Natur ist faszinierend genug. Der Teil der Schlucht ist etwas spektakulärer, als der Abschnitt, den wir am Morgen für uns hatten. Kein Wunder, dass es hier die Massen hinzieht.
Der Sandstein leuchtet in der untergehenden Sonne in einem unwirklichen Rot. Logischerweise erobern sich jetzt Schatten und Dunkelheit nach und nach die verschiedenen Täler zurück. Die Massen sind von dem Schauspiel ebenso gebannt. Kaum zu glauben, dass hunderte von Menschen gemeinsam so andächtig schweigen können.
Später beschließen Petra und ich, dass der Ort zu schön war, um ihn nur einmal zu sehen. Weil Vollmond ist, fahren wir in der Nacht noch einmal hierher. Ohne Menschen und ihm Mondlicht strahlt dieser wunderschöne Platz noch einmal eine ganz andere Atmosphäre aus. Unglaublich.
Auch am nächsten Morgen haben wir noch nicht genug und statten dem inzwischen wohlvertrautem Ort noch einmal einen Besuch ab. Natürlich sind zum Sonnenaufgang wieder die Massen da. Diesmal hört man von weitem eine Stimme. Es ist Ostersonntag und ein Prediger hält auf einer der Aussichtsplattformen einen Gottedienst ab. Wir hören uns das eine Weile an. Ich persönlich kann mit der für mich zu theatralisch und gesalbt vorgetragenen Predigt nichts anfangen. Unbeachtet dessen geniessen wir noch einmal den Sonnenaufgang an diesem unvergessenen und wunderbaren Ort.
Zurück im Hotel lege ich mich noch einmal hin und verfalle in den Schlaf der Gerechten. Petra und Sonja machen noch ein paar Besorgungen und kümmern sich um die nächste Unterkunft. Anschließend bringen sie ein Frühstück mit und wir bepacken wieder unser Auto. Die zweitägige Fahrt in den Süden der Sierra Nevada, wo wir den Sequoia Nationalpark besuchen wollen steht an.
Zum Start geniessen wir noch einmal den Blick über den Grand Canyon. Von einem historischem Turm etwa 30 Kilometer östlich hat man noch einmal eine andere Perspektive auf die unglaubliche Schlucht. Der Turm wurde in Absprache mit den ansässigen Indianerstämmen tatsächlich vor ca. 150 Jahren ausschließlich als Aussictsturm geplant. In Europa haben solche Türme meist einen militärischen Hintergrund als Wach- oder Verteidigungsturm. War hier einfach nicht nötig.

Redakteur

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28. April 2015, 05:18

Grand Canyon 1

Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg Richtung Grand Canyon. Das packen wird etwas schwierig. Zum einen nehmen die Einkaufstaschen der Outletorgie Platz ein zum anderen sammeln sich naturgemäß immer mal Sachen an, die man nicht mehr im Rucksack/​Koffer verstauen kann und dann so in das Auto legt. Dazu kommt heute noch meine nicht ganz getrocknete Wäsche von einer Badewannenwaschaktion am Vortag. Die Hutablage soll in der Wüstensonne von Arizona als Leinenersatz dienen und die Restfeuchtigkeit vertreiben. Klappt gut, braucht nur Platz.
Beim Tanken mitten im Nirgendwo von Arizona treffen wir einen echt kuriosen Ort. Im Gelände hinter der Tankstelle kann man sich an Waffen aller Art ausprobieren und darauf losballern. Im Shop finden sich unendlich viele Andenken und Schnickschnack, die mit der Region oder der Route 66 zusammenhängen. Wir werden schnell fündig und decken uns mit Andenken ein. Vor und in dem Gebäude sind Comiczeichnungen verschiedenster Filmhelden zu sehen. Einer der vielen besonderen Orte, die in keinem Reiseführer und keiner Landkarte zu finden sind.
Ein im Reiseführer erwähnter Ort ist Chloride. Hier ist eine der unzähligen Geisterstädte in den USA zu entdecken. Der Ort ist zwar nicht ganz verlassen, aber alles sieht so aus, wie aus dem vorletzten Jahrhundert. Die Tankstelle ist außer Betrieb, die Zapfsäulen sind zugewachsen und setzen Rost an, viele Häuser sehen wie in einer Westernkulisse aus, klassische, amerikanische Oldtimer rosten am Wegesrand vor sich hin oder fahren mit ihren uralten Besitzern an einem vorbei und die Sträucher werden vom Wüstenwind über die Starße getrieben. In der noch bewirtschafteten Dorfkneipe oder besser im Saloon kehren Sonja und ich ein und lassen uns das rustikale und einfache Angebot schmecken. Petra erkundet derweilen den Ort.
Entlang der historischen Route 66 kommen wir mit der Dunkelheit im Grand Canyon Nationalpark an. In der vorgebuchten Unterkunft legen Sonja und ich uns früh ins Bett, weil wir am nächsten Morgen gegen sechs Uhr den berühmten Sonnenaufgang über der Schlucht erleben wollen. Petra macht noch einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Canyon.
Noch vor der Sonne stehen wir auf, trinken einen schnellen Kaffee und spazieren zur nur knapp einen Kilometer von unserer Unterkunft entfernten Schlucht. Nur aus Zufall oder doch aus Fügung kommen wir an eine Stelle, an der wir das Spektakel für uns alleine haben. Die berühmteren Stellen sind, wie wir später erleben, natürlich mit Hunderten von Touristen gefüllt. In der einsamen Stille hat das Schauspiel tatsächlich etwas spirituelles. Nach und nach erobern sich die Sonnenstrahlen die tieferen Stellen des Naturwunders. Unglaublich, wie sich die Farben ändern und nach und nach alles erleuchtet. Die verschiedenen Spalten, ändern mit dem Licht deutlich ihr Aussehen. Ohne uns abzusprechen suchen wir uns abgeschiedene Ecken, um das Erlebnis in Ruhe zu genießen. Vergleiche zum Uluru in Australien liegen Nahe. Auch hier kann ich jetzt die Ureinwohner verstehen, die dem Ort eine mystische Bedeutung geben.
Der lapidare Begriff Schlucht wird dem Canyon nicht wirklich gerecht. Der Colorado River fließt über 446 Kilometer durch die Schlucht. Um zu Fuß von einer Seite auf die andere zu kommen sollte man mindestens zwei eher drei Tageswanderungen einplanen. Die beiden touristischen Zentren im Süden und Norden des Canyons liegen Luftlinie etwa 16 Kilometer voneinander entfernt. Um das mit dem Auto zu erledigen muss man um die Schlucht fahren und legt 346 Kilometer zurück. Neben dem Naturerlebnis können einem schon die nüchternen Zahlen den Atem nehmen.
Wir beschließen, eine der klassischen Wanderungen entlang einer der schönsten Ecken des Canyons zu machen. Der Rim Trail geht über 19 Kilometer. Mit einem Shuttlebus wird man zum Start gefahren. Je nach Fitness befinden sich ca. alle zwei Kilometer Bushaltestellen, an denen man wieder in den Bus steigen kann. Die Amis denken halt an den körperlichen Zustand ihrer Fast Food futternden Mitbürger.
Man kann den Weg entweder einfach und asphaltiert laufen oder über kleinere Trampelpfade entlang des Schlucht. Wir entscheiden uns für den unbefestigten Weg und erleben so unzählige spektakuläre Aussichten. Ständig bleiben wir für Fotostops oder um einfach nur die Aussicht zu genießen stehen. Für die ersten vier Kilometer benötigen wir so über zwei Stunden. Es lohnt sich allerdings, sich die Zeit zu nehmen, auch wenn ich bis dahin nicht wusste, das man so langsam wandern kann.
Der spektakulärste Teil ist nach ca. sieben Kilometern und knapp vier Stunden erledigt. Sonja beschließt, mit dem Bus zurückzufahren. Petra und ich müssen unsere sportgestählten Körper noch austoben lassen. Wir laufen noch ca. eine Stunde und gut vier Kilometer weiter. Der Abschnitt ist nicht mehr so spektakulär und wir halten kaum noch an. Da wir noch etwas essen wollen und den Sonnenuntergang an einem Aussichtspunkt erleben wollen, fahren wir den Rest dann auch mit dem Bus zurück.
Die Busfahrerin führt uns die Gelassenheit der Gegend und der Leute vor. Um dem Ansturm der Massen gerecht zu werden gibt es Busse, die jeden Halt mitnehmen oder Busse, die nur an den Endpunkten der Linien halten. Wir sitzen in einem der Busse ohne Stop. Als die Fahrerin ca. 100 Meter entfernt von einer Haltestelle mittendrin ein paar Leute spazieren sieht, hält sie ganz selbstverständlich an und wartet. Als die Leute dann keinen Bus nehmen wollen ist es für sie auch gut und sie setzt den Weg fort.

Redakteur

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25. April 2015, 00:29

Las Vegas 2

Nach der Ankunft zurück in Vegas beschließt Petra, sich eine Auszeit im Bett zu nehmen. Also ziehe ich mit Sonja los, um die Vergnügungsmetropole zu erkunden. Da wir diesmal etwas früher sind, durchstöbern wir erst einmal die Möglichkeiten im Hotel. Der im Inneren gelegene Vergnügungspark ist unfassbar. Die geschätzt 30 Meter hohe Kuppel mit einem Radius von grob 50 Metern beherbergt den Teil, der im Reiseführer als familienfreundlich beschrieben ist. Da findet man Achterbahnen, Karussells, Labyrinthe und alles, was man sich in einem Vergnügungspark vorstellt. Wahnsinn, was hier auf engstem Raum untergebracht ist. Natürlich ist alles eine Nummer kleiner, als in den großen Outdoorparks. Die bringen ihre Fahrgeschät auch auf einer Fläche von teilweise über 100 Hektar unter. Wäre ja noch schöner, wenn so eine Fläche in einem Gebäude auftaucht. In einem anderen Teil des Komplexes findet man Artisten, die sich am Hochseil oder einem Trapez über den Spieltischen austoben. Um den Kern, die Spielautomaten und die Tische gesellen sich in den verschlungenen Wegen verschiedene Souvenirshops, Kneipen und Restaurants. Wir genehmigen uns einen klassischen, leckeren amerikanischen Burger.
Später sammeln wir Petra ein und fahren mit dem Taxi zu den berhümtesten Casinos. Ich bin nach den ersten Eindrücken schnell von der oberflächlichen Welt entäuscht. Die Casinos/​Hotels gleichen sich in ihrer Grundstruktur. Es wird schlicht und einfach alles gemacht, um die Gäste in den Gebäuden zu halten, wo sie dann ihr Geld lassen können.
Nichts ist hier echt. Berühmte europäische Gebäude werden kopiert und sollen für einfache Gemüter die Illussion erwecken, etwas schönes zu erleben. An den Spieltischen sitzen im Regefall leicht bekleidete Damen, die offensichtlich in ihren Bewerbungsunterlagen den Nachweis von mindestens fünf mehr oder minder gelungenen Schönheitsoperationen bringen müssen. An den Automaten sitzen oft Gestalten, die wirken, als ob sie sehr einsam sind und hier ihr trügerisches Glück suchen.
Ich kann mein Unwohlsein nicht wirklich verheimlichen und trotte Petra und Sonja hinterher. Meine Hoffnung auf einen Punkrockschuppen, den ich im Reiseführer enteckt habe hält mich aufrecht.
Der Double Down Saloon liegt abseits der blinkenden Vergnügungsmeile. Der Laden hat 24 Stunden geöffnet und es gibt mindestens drei freie Konzerte wöchentlich. Die Liste der Bands, die hier bereits die Bühne betreten haben liest sich fantastisch. The Cramps, The Vibrators, Cheetah Chrome, Richard Cheese, Murphy´s Law und die Supersuckers sind nur ein paar Beispiele. Auch die Jukebox ist gut bestückt. Auf der Wurlitzer ist das Who ist Who des Punkrock zu lesen.
Leider kommen wir erst nach den heutigen Konzerten an und der Laden ist nicht wirklich gut besucht. An der Theke kann ich einen Typen kennenlernen, der ebenfalls Motorrad fährt. Er gibt mir ein paar Tipps für die Tour. Von ihm erfahre ich auch, dass die Bands des Tages nicht wirklich gut waren. Glück gehabt. Wir haben nichts verpasst. Da nichts mehr los ist, bestellen wir uns nach zwei Bier ein Taxi zurück ins Hotel. Mein persönliches gute Laune Konto ist wieder gefüllt. Ich hätte nicht erwartet, in einem künstlichen Ort wie Las Vegas so eine Kneipe zu finden.
Erschlagen vom Tag ruft die Waagerechte und wir ruhen uns für die kommende Fahrt in den Grand Canyon aus.


25. April 2015, 00:26

Valley of Fire

Da in Vegas tagsüber nicht viel zu erwarten ist, fahren wir in den ca. 100 Kilometer entfernten Valley of Fire Nationalpark. Im Park kann man die Wüstenlandschaft bewundern, wie sie ansonsten nur im Film zu sehen ist. Der ehemalige Meeresgrund ist von der Erosion über die Jahrtausende geprägt. Unwirkliche Felsformationen, über die Jahre freigelegte Gesteinsschichten und die immer wieder imposante Flora und Fauna in der lebensunfreundlichen Umgebung sind zu bewundern.
Auf dem Hinweg machen wir noch einen Stop im Walmart. Die riesigen Shoppingmalls sind berühmt für typisch amerikanisches Einkaufsverhalten. Kaum frische Ware, viele Großpackungen, unglaublich viele Lebensmittel, die größtenteils aus Zucker und Farbe bestehen und ganz viele tiefgefrorene Fertigprodukte. Mit viel Suchen werden wir fündig und decken uns für den Tag mit Dingen ein, die in unserer Heimat auch mit Lebensmitteln zu vergleichen sind.
Da ich für die beiden Wochen die Planung Petra und Sonja überlassen habe und es einfach geniessen will, mal nichts zu organisieren, weiß ich nicht viel über den Park.
Am Eingang kommen wir mit einem der Ranger ins Gespräch und mein Filmherz beginnt mir bei seinen Erzählungen bis zum Hals zu schlagen. Der Park dient mit seinen spektakulären Landschaften häufig als Filmkulisse. Auf die Frage, ob ich Star Trek mag umschließt mein Grinsen mal wieder den kompletten Kopf. Der Ranger zeigt mir auf der Karte die Stelle, an der Captain Kirks letzte Szene gedreht wurde. Hier wurde 1994 im Kinofilm Generations das Zepter von der Originalbesatzung an das Team um Jean-Luc Picard übergeben. Hier verstarb auf dramatische Art und Weise der legendäre Captain Kirk im Kampf gegen Dr. Zoran. Hier begrub Jean-Luc Picard die sterblichen Überreste echten Captains der Enterprise. Um den Stellenwert des Films zu dokumentieren soll nur die Rolle von Megastar Whoopie Goldberg erwähnt werden. Sie verzichtete aus Liebe zu dem Projekt auf ihre Gage und eine Erwähnung im Abspann.
Den entsetzten Gesichtern von Petra und Sonja kann ich entnehmen, dass sie mit der schlagartig veränderten Situation nur zum Teil zufrieden sind. Überraschenderweise teilen sie meine Filmleidenschaft nur in Ansätzen einer Nuance. Ich glaube sie befürchten einen mehrstündigen Vortrag über die letzten 45 Jahre der Enterprisegeschichte. Wäre für mich natürlich kein Problem. Als empathischer Mann von Ehre wittere ich aber nur geringes Interesse und behalte mein Wissen für mich.
Nach kurzer Besichtigung des Besucherzentrums beschließen wir, zwei ca. 60 minütige Wanderungen und die Besichtigung eines elefantenförmigen Felsens.
Am Start der ersten Wanderung steht eine Gedenktafel an die hier gedrehten Filme. Überrascht stelle ich fest, dass hier auch Szenen aus Filmen gedreht wurden, die ebenfalls im australischen Coober Peedy entstanden sind. Kein Wunder. Die roten Wüstenlandschaften ähneln sich deutlich.
Zu Beginn der Runde stehen noch ein paar Mauern, die im 66er Western „The Professionals“ mit Burt Lancaster zu sehen sind. Ansonsten können wir uns danach wieder voll und ganz auf den eigentlichen Star, die Wüste konzentrieren.
Es ist nicht wirklich einfach, so eine Landschaft zu beschreiben. Der Weg führt durch enge Schluchten, über weite karge Flächen sowie über bizarre Felsformationen und durch psychedelisch anmutende Landschaften. Während des zweiten Spaziergangs führt uns der Weg zu der berühmten „Fire Wave“. Weißer und Roter Sandstein sind abwechselnd geschichtet. Über die Jahre haben Wind und Wetter die Felsen so geformt, dass ein wellenartiges Bild entsteht. Kaum zu glauben, dass hier so etwas ohne menschliches Einwirken entstanden ist.
Direkt neben einem Parkplatz ist die für mich inhaltlich wichtigste Stelle des Parks zu sehen. Der Sandsteinhügel auf dem die dramatischen Enterpriseszenen gedreht wurden. Ich gucke mir die Felsen eine Weile an und lasse vor meinem inneren Auge noch einmal die bewegenden Filmbilder ablaufen. Die moralische Unterstützung von Petra und Sonja in diesem schweren Moment ist eine große Hilfe.
Auch der Elephantrock ist zum Abschluss gut mit dem Auto zu erreichen. Auch hier ist kaum zu glauben, was Mutter Natur fabriziert hat. Da steht einfach mal ein Felsen, der in Größe und Gestalt nicht nur an einen Elefanten erinnert. Er sieht wirklich so aus. Wir klettern zu dem ca. 50 Meter oberhalb liegenden Felsen und lassen es uns natürlich nicht nehmen, auch auf dem Elefanten zu „reiten“. Den fotografierenden Mittouristen unterhalb gefällt das nicht wirklich. Vertsehe ich gar nicht. Schließlich verschönern wir das Motiv noch einmal ungemein.
Am späten Nachmittag treten wir die Rückfahrt an, um den Abend im Glitter und Glamour von Las Vegas anzugehen.

Redakteur

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